Nun ist es schon einige Zeit her, dass wir als Window of Life e.V. Vorstand: – Marta, Monika und Saskia – wieder zurück in Deutschland sind. Zurück von unserer ersten gemeinsamen Reise nach Masindi zu Window of Life!
Wir kamen genau richtig in der Zeit der langen Schulferienferien, die in Uganda von Dezember bis Januar gehen. Alle Kinder waren zuhause und das Window of Life-Haus war vom ersten Tag an voll belebt. Seit unserer letzten Besuchen hat sich in Masindi viel verändert, angefangen davon, dass „Window of Life Babies Home“ nicht mehr „Babies Home“ heißt sondern „Children’s Village“.
In diesem Newsletter werden wir Euch vieles erzählen, was wir in Masindi gesehen und erlebt haben. In einer getrennten E-Mail erlauben wir uns zusammenzufassen, wie Ihr uns am besten unterstützen könnt, da es ohne Eure Hilfe nie diese Schritte gegeben hätte. Viel Spaß beim Lesen!
Wenn Ihr, neben Lesen, noch mehr Eindrücke gewinnen möchtet, schaut bitte auf die Instagram-Seite von kokoworld.eu (Angels Uganda und Uganda in den Highlights) an. Da Agata von Kokoworld mit uns auf der Reise war, hat sie viele schöne Momente auf Instagram festgehalten.
Der Weg vom Babies Home zum Kinderdorf zum inklusiven Mehrgenerationen Haus
Es leben zurzeit 33 Betreute unter einem Dach. Schulkinder sind zu jungen Erwachsenen geworden. Es sind viele neue Kinder hinzugekommen, das letzte – ein 16-monatiges Mädchen genau jetzt – vor zwei Wochen. Was uns jeden Tag erneut begeistert hat, waren die jungen Erwachsene, die ihre Ideen und Wünsche für ihre Zukunft so klar formulieren. Sie erzählten uns über die nächsten Schritte auf dem Bildungsweg, ihre Freunde aus den Internat-Schulen und über den Alltag dort, der sehr auf Bildung und das Gemeinschaftsleben fokussiert. Während der Ferien übernehmen sie die verantwortungsvolle Rolle als „große Geschwister“ im Window of Life-Alltag in Masindi. Für die Jüngeren sind sie Vorbilder und Spielgefährten, von denen sie lernen können. Gleichzeitig finden sie Zeit zum Teenager-Sein und verbringen Zeit mit ihren Gleichaltrigen. Sie gehen in die Stadt und können abends unermüdlich Spiele spielen. Der Hit diesmal „UNO Party“. Sehr passend für eine so große Familie, kann dieses Spiel mit bis zu 16 Personen gespielt werden.
Was uns weiterhin stark beeindruckt hat ist die gelungene Inklusion. Wir konnten wunderbar miterleben, wie alle Kinder und Jugendliche, gemeinsam den Alltag bestreiten und sich gegenseitig akzeptieren und unterstützen.
Kinder mit körperlichen und/oder seelischen Beeinträchtigungen haben es in Uganda, wo Hexerei und Aberglaube eine starke Rolle spielen, besonders schwer. Sie werden von der Gesellschaft stigmatisiert, verheimlicht, vernachlässigt oder sogar schwer misshandelt.
Bei Window of Life haben sie ein Zuhause gefunden, wo sie sein können wie sie sind und wer sie sind. Alle Kinder sind hier gleich und Teil der Familie. Es wird gemeinsam getanzt, gelacht, gespielt und gesungen. Wer mehr Unterstützung bei den täglichen Aktivitäten braucht, bekommt ganz selbstverständlich die Unterstützung durch die Geschwister oder die Aunties. Inklusion at it’s best!
Eine große Hürde im Bereich „seelische Beeinträchtigung“ ist die Tatsache, dass wir kaum professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können. Häufig leben die Kinder jahrelang ohne eine Diagnose und damit auch ohne professionelle Hilfe. Was wir anbieten, ist vor allem ein liebesvolles Umfeld. Der familiäre, offene und freundliche Umgang im Kinderhaus ermöglicht ihnen eine sichere und hoffentlich glückliche Kindheit. In Uganda mangelt es an Strukturen, in denen auch erwachsene Menschen mit Beeinträchtigungen in Würde leben können. Daher sehen wir für die Zukunft auch die Option das Window of Life Kinderdorf zu einem Mehrgenerationen-Projekt zu entwickeln. Wo jede*r weiterhin einen familiären Ort zum Leben hat.
Qualitätsziele für das Jahr 2024: Lesen, tanzen, singen und Computer lernen… Freiwillige gesucht!
In diesem Jahr wird viel gelesen! Von Gute-Nacht-Geschichten über Lesen in der Kindergarten-Zeit bis hin zu Book-Clubs mit ugandischen, lokalen Freiwilligen! Auch wenn es einfach klingt, hat dieses Vorhaben auch seine Herausforderungen für uns. Bücher und Lesen waren in der bisherigen Entwicklung von Window of Life eher ein Luxus-Thema. Im breiteren ugandischen Kontext ist dies leider mehrheitlich immer noch so.
Wir möchten dies verändern und fangen mit unseren eigenen Kapazitäten an. Wir drei haben – neben vielen anderen Sachen – auch englischsprachige Bücher mitgebracht. Wir haben den Kindern vorgelesen. Die Schulkinder haben den jüngeren Kindern vorgelesen. Und immer, wenn ein Buch aufgeschlagen und etwas gelesen wurde, saß eine Traube von Kindern drumherum, um neugierig zuzuhören!
Wir laden Dich ein! Du als Freiwllige*r aus Deutschland, die unsere Leseratten unterstützt. Du kannst mit Gruppen oder mit einzelnen Kindern all die schönen Bücher lesen und das Lesen-Lernen der Kinder begleiten. Wir würden Dich in unseren Vier-Wänden in Masindi sehr gern willkommen heißen!
Neben Lesen sind grundlegende IT-Fähigkeiten – Bedienen eines Computers, Schreiben von Dokumenten in Word, Kalkulationen in Excel, Suchen im Internet und Ergebnisse auswerten – heutzutage wichtiger denn je. Lokal haben wir dafür leider keine Kapazitäten. Wir wünschen uns, dass unsere Kinder ihre technischen Fähigkeiten systematisch ausbauen. Auch hier könnte uns wunderbar eine freiwillige Person in unserem Bemühen unterstützen. Wäre das etwas für Dich? Schreib uns an beata@window-of-life.org in Englisch.
Beim Thema Tanzen und Singen müssen wir ehrlich sein: die Ugander*innen können wir – Europäer*innen – in diesem Feld nicht übertreffen. 😊 Getanzt, gesungen und vor allem mit Instrumenten gespielt wird ab diesem Jahr in unserem Projekt wöchentlich. Unsere Kinder und Jugendliche zeigen unglaubliche Talente und haben unheimlichen Spaß, wenn die ersten Töne erklingen. Roger – unser genauso begabter Sozialarbeiter – übernimmt die Verantwortung für die Planung dieses Bereiches. Bald werden wir Euch die ersten Vorführungen präsentieren können.
Das Kinderdorf in den eigenen vier Wänden
Dank Eurer Unterstützung ist es Realität geworden! Wir konnten Anfang 2022 ein wunderschönes Grundstück kaufen. Direkt nach dem Kauf startete die Planung. Mit Hilfe eines lokalen Architekten-Büros aus Kampala entwarfen wir die Vision des zukünftigen Window of Life Kinderdorfes. Es war überwältigend die Umsetzung der Pläne live vor Ort zu sehen. Wie es aussieht, wie der Fortschritt ist und wie es wohl mal werden könnte! Von dem Gedanken „Lasst uns das machen und wir sammeln das Geld dafür zusammen“ über „Der erste Spatenstich“ bis heute zu „Die ersten Mauern stehen“ ist viel Zeit vergangen. In den Tagen in Masindi betraten wir immer wieder die Baustelle, um mit all den vor Ort arbeitenden Betreuer*innen die perfekte Nutzung der Räume zu planen. Es fühlt sich anders an, zwischen den Mauern zu stehen und durch die zukünftigen Räume zu laufen als nur die Pläne auf dem Papier zu betrachten. Die Planung der Küche, des Essbereichs sowie der Badezimmer-Bereiche sorgten für lebendige Diskussionen. Das sind die Bereiche, in denen bei Window-of-Life das Leben stattfindet. Wir haben uns für gute Qualität und nachhaltige, instandhaltungsarme Lösungen entschieden. Das Haus wird schön, praktisch und umweltschonend! Voraussichtlich schon im Juni 2024 werden die Kinder umziehen.
Frauen-Kooperative durch die Engel-Produktion
Die Räumlichkeiten, die wir aktuell nutzen, werden wir weiterhin behalten. Es gibt verschiedene Bedarfe und Entwicklungen, denen wir diesen Räumlichkeiten widmen möchten. Im ersten Schritt wird der Kindergarten, den wir im Februar 2023 eröffnet haben, dort mehr Platz bekommen. Im zweiten Schritt wollen wir die Verbindung zwischen Kinderbetreuung und dem Empowerment von Frauen – Stichwort: Frauen-Kooperative – wertvoll nutzbar machen.
Durch unser Vorhaben, mit Frauen und für Frauen Arbeitsplätze zu schaffen und sie auf dem Weg in die wirtschaftliche Selbständigkeit zu begleiten, haben wir bisher einige Erfahrungen gesammelt. Es gibt Erfolge und es gibt Misserfolge – alle bringen uns ein Stück weiter. Wir lernen immer dazu!
Eines der erfolgreichsten Projekte ist die Engel-Produktion. Momentan haben wir drei Frauen beschäftigt. Aktuell koordiniert Maria das Projekt noch. Die Produktion läuft in vollem Gange! Unser Ziel ist es zukünftig, eine selbstständige Kooperative von Frauen zu entwickeln. In dieser werden die Frauen die Produktion und den Vertrieb der von ihnen hergestellten Engel selbst übernehmen. Das Ziel für dieses Jahr sind 3.000 Engel herzustellen!
Ein weiteres Ziel für das Jahr 2024 ist es, die Synergie zwischen dem Kindergarten und diesen Arbeitsplätzen zu ermöglichen. Viele Frauen und Kinder, vor allem Kinder mit Behinderungen leider darunter, dass die Kinderbetreuung der Arbeitsaufnahme im Weg steht. Mit dem Kindergarten und der Frauen-Kooperative, können wir bei Window of Life beides miteinander verbinden.
Eine Erfolgsgeschichte
Der 6-jährige Musa ist auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte für Window of Life in dem Bereich. Musa kam mit Hydrocephalus und Spinal Bifida zur Welt. Von Anfang an unterstützten wir seine Entwicklung im Rahmen des Medizinischen Programms. Er musste sich mehreren Operationen unterziehen. Mittlerweile besteht für ihn keine akute Lebensgefahr mehr. Gleichzeitig wird sein Leben durch die Querschnittslähmung und der Tatsache, dass er kaum wächst, stark beeinflusst. Immer noch trägt ihn seine Mutter wie ein 8-Monate-altes Baby im Tuch auf ihrem Rücken. Bei Window of Life vor Ort sind die beiden jedoch jeden Tag zu sehen. Musas Mama – Esther – arbeitet seit drei Jahren bei Window of Life. Musa entwickelt sich geistig sehr gut und seitdem er in unserem Kindergarten integriert ist, erkundet er selbständig die Welt. Er wird nie laufen können. Ein Rollstuhl kommt wegen seiner Größe nicht in Frage. Wir suchen weiterhin nach Alternativen. Durch die Arbeit bei Window of Life, die Esther wunderbar mit der Kinderbetreuung vereinbaren können, leben Musa und seine Mama inzwischen ein selbstbestimmtes Leben! Eine wahre Erfolgsgeschichte!
Nun sind wir zurück. Langsam sind wir wieder angekommen in unserem Alltag und nehmen so viel mit von dieser – viel zu kurzen – Reise nach Masindi! Wie Ihr hoffentlich herauslesen konntet, waren wir überwältigt von den vielen Eindrücken. Von den Kindern. Von den Jugendlichen. Von den „Fast-Erwachsenen“. Von den Aunties. Von Maria. Von dem Alltag und dem lebenswerten Leben, das dort vor Ort geschaffen wurde! Das stärkte uns sehr in unserer Motivation, weiterhin für Window of Life ehrenamtlich tätig zu sein.
Wir haben uns einiges vorgenommen für die nächste Zeit! Doch all die schönen Vorhaben sind nur möglich, wenn wir sie finanzieren können! Und das können wir nur gemeinsam – mit Eurer Hilfe!
Danke, dass Ihr bis hierhin gelesen habt. Und Danke, dass Ihr uns bis hierhin – bis zu einem eigenen Bauprojekt mit der Perspektive ein Mehrgenerationenhaus werden zu können – begleitet habt. Und Danke, für all die zukünftige Unterstützung! Diese bedeutet uns viel, aber noch viel mehr bedeutet sie den Kindern!